Bildung für Nachhaltige Entwicklung – ein „Muss“ als Herausforderung und Chance

Vortrag von Ilka Parchmann, Vizepräsidentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Professorin für Didaktik der Chemie am IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik

Bildung für Nachhaltige Entwicklung in Schleswig-Holstein
HEUTE. GEMEINSAM. MORGEN. MIT BILDUNG ZUKUNFT GESTALTEN!
Abschlusstagung am 12. Juli 2017 im Musiculum, Kiel

Die UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung erfährt in diesen Zeiten zweifelsfrei eine Reihe von Gegenströmungen. Wenn Donald Trump und andere Politiker Klimaschutz ablehnen und mit der nationalen Brille agieren, brauchen wir Antworten darauf. Ganz sicher werden wir uns nicht in der Arbeit für nachhaltige Entwicklung und eine entsprechende Bildung zurückdrängen lassen. Die Akteure der verschiedenen Initiativen zur Förderung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung sind mehr denn je gefordert, sie erhalten sicher aktuell verstärkt Aufmerksamkeit. Dafür gebührt Ihnen großer Dank!

Auch die Christian-Albrechts-Universität kann sehr dazu beitragen, dass dieses Thema auf lange Sicht präsent ist. In der Ausbildung von Lehrkräften haben wir die Möglichkeit, bei unseren Studierenden ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen und ihnen die nötigen Kompetenzen zu vermitteln. Wenn es in den Naturwissenschaften um Konzepte, Methoden und Bewertungen geht, sind immer auch Aspekte der Nachhaltigkeit betroffen, und wir sind schnell mitten drin in der BNE-Diskussion.

Ähnlich ist das bei der Kooperation mit Schulen, etwa durch Schülerlabore wie die Kieler Forschungswerkstatt. Dort bieten wir zum Beispiel im Ozean-Labor Einblicke in die Forschungsarbeit zu Meeren und Ozeanen. Junge Leute befassen sich mit dem Ozean als Lebensgrundlage und der Frage, wie eigentlich der Mensch damit interagiert. Die Botschaft dabei ist: Was wir tun, müssen wir so tun, dass man es auch morgen noch tun kann.

Foto Ilka Parchmann

Ilka Parchmann

Immer wieder fällt bei diesen Kooperationen auf, dass die Universität deutlich interdisziplinärer als viele Schulen arbeitet. Dass die Biologie, die Theologie, die Ethik und andere Disziplinen sich mit ein und demselben Thema beschäftigen, ist an der CAU etabliert, an Schulen fällt dies aus verschiedenen Gründen oft noch schwer. Allein darin liegt schon eine große Herausforderung. Vor Herausforderungen stehen aber auch wir selber. So beobachten wir, dass Schülerinnen und Schüler es spannend finden, selber im Labor Untersuchungen vorzunehmen. Ihr Bild davon, wie breit das Tätigkeitsfeld von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist, erscheint aber oft sehr eingeschränkt.

Mithilfe verschiedener Medien ermöglichen wir Jugendlichen deshalb auch, ihr Handeln und ihre Ergebnisse mit echten Forschungsprozessen zu vergleichen. Daneben gibt es Veranstaltungen wie den Ozeantag, die Kinderuni oder Ausstellungen, zu denen immer viele Interessierte kommen. Nur ausnahmsweise führt das allein aber schon dazu, dass sich jemand anschließend weiter engagiert.

Für Schulklassen haben wir vor diesem Hintergrund ein mehrstufiges Angebot organisiert. Dieses beginnt beim Schnuppertag, kann aber auch die Beteiligung am weltweiten Coastal Cleanup Day sein. Junge Leute werden damit zum Teil einer Initiative, die sich auf dem ganzen Globus für saubere Küsten einsetzt.

Ein vielversprechender Ansatz sind schließlich Citizen-Science-Projekte. Unter dem Motto „Dem Plastikmüll auf der Spur“ sammeln Jugendliche eigenhändig Material an den Stränden und Küsten. Die gewonnenen Daten werden dann tatsächlich wissenschaftlich ausgewertet, sodass die Schülerinnen und Schüler selbst Akteure der Forschung werden. Dahinter steckt natürlich auch die Hoffnung, dass Menschen, die solche Erfahrungen und solches Wissen gesammelt haben, sich daraufhin auch persönlich entsprechend verhalten und sich mit der Nachhaltigkeit ihres eigenen Tuns auseinandersetzen.

Zum Schluss noch ein paar Worte zu Ihrem Projekt „Heute. Gemeinsam. Morgen.“ Ich möchte ganz stark hervorheben, dass das, was Sie in den vergangenen zwei Jahren geleistet haben, hohe Anerkennung verdient!

> Vortrag Parchmann.pdf