Die grauen Herren und was wir unseren Kindern schulden

„Zeit ist Leben
Und das Leben wohnt im Herzen.
Je mehr die Menschen daran sparen,
Desto fremder werden sie sich selbst.“
– „Momo“ von Michael Ende

Höre ich beim Einschlafen,
Denn tagsüber würde ich keine Zeit sparen.
Ihr dann vermutlich aber zuhören
Und verstehen, was vergessen im Gegenüber ruht,
Doch dafür fehlt mir der Mut.

Was bleibt denn noch übrig, wenn alle Störgeräusche aus sind?
Was passiert denn, wenn ich die Augen schließe und merke, sehend bin ich blind?
Warum fällt es mir so schwer die Stille zu ertragen?
Warum will ich nach Antworten immer noch mehr fragen?

Schon vergeht der nächste Tag,
Der mehr als 24 Stunden hat,
Den ich mit vielen Menschen verbracht hab´,
Waren ja auch alles Menschen, die ich mag.

Und dann ist das doch in Ordnung und muss so sein,
Alternativ wäre ich mit mir selbst allein.

Drum nehme ich mir vor jeden Tag was zu erleben
Mich für meine Ideale und Werte zu erheben
Und aufzustehen, wenn mir Not auffällt,
Da den letzten Dominostein nichts mehr hält.

Und ich will, dass Menschen rasen,
Dass sie sagen, was sie wirklich auf dem Herzen haben.
Dass sie sich gegen Verbrechen aussprechen
Und Ungerechtigkeit unterbrechen.

Ich will, dass Menschen andere Menschen willkommen heißen
Und nicht nach dem Herkunftsland fragen, nachdem sie wissen wie sie heißen
Und dann will ich auch noch, dass Menschen nicht auf der Flucht sind
Obwohl mit Europa doch eigentlich Nächstenliebe beginnt…
Und wo wir schon von Liebe sprechen
Ich will eine Welt ohne Verbrechen.
Ich will die Nacht so betrachten, als wäre sie nur ein Tag ohne Licht
Nicht denken, hoffentlich passiert mir auf meinem Heimweg nichts.
Ich habe Angst, dass meine Kinder sagen: “Wir hätten so gerne weiße Weihnacht“
Und mich nach ein paar Jahren traurig fragen: „Mama, warum hat deine Generation nicht mehr gemacht?“
Ich fürchte mich davor, zwar eine Stimme zu haben, aber keinen der ihr Gehör schenkt
Ich wünsche mir, dass da immer jemand ist, selbst wenn sich meine Stimme senkt

Und dann merke ich, manchmal muss man Einatmen.

Zeit mit Menschen verbringen, die auch die Welt retten wollen.
Auch Wenige bringen eine Revolution ins Rollen
Und eine Kerze reicht, um Tausende zu entzünden.

Damit man nicht das Gefühl hat, von heute auf morgen die Welt alleine zu retten,
Braucht es einen Lehrer
Ich schlage Beppo vor
Den Straßenkehrer:

„Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?
Man muß nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“

„Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut.
Und so soll es sein.“

Und wenn ich dann so in die Zukunft blicke, ist da mehr als nur Weltschmerz
Mehr als nur gerodete Wälder, Rauch in der Luft und Krieg.
Ich sehe Hände, die sich festhalten, Rücken, die sich geradebiegen und Augen,
Die leuchten, weil die Zukunft gestaltbar ist, nicht festgeschrieben.

Drum will ich Glanz in euren Augen säen
Hören: „Die gläserne Decke können wir gemeinsam nehmen“
Und dein Schwarz sein: Kann ich sehen und wenn ich dir zuhöre, begreifen
Lasst uns dem System unsere Meinung pfeifen
Ressourcen sind begrenzt und verringern sich Tag um Tag
Dass jeder Einkaufszettel eine Stimme ist, ist nicht nur daher gesagt.
Denn wir gestalten täglich neu, was aus unserem Morgen wird
Deshalb müssen wir auch dafür Sorge tragen, dass keiner mehr im Gestern irrt.

Schließlich wollen wir doch dazu lernen, bereichert werden, uns verändern
Neugestalten, umwerfen, uns vom Stillstand entfernen.
Nicht alleine mit Ideen und Tatendrang vor verschlossenen Türen stehen,
Sondern mit dem Kopf voran durch Wände, Grenzen und Zäune gehen.

Vielleicht definieren wir in der Zukunft Solidarität so, dass sie niemanden zurücklässt
Und weil wir alle unseren Beitrag dazu leisten, inspirieren wir andere und beginnen damit:
Jetzt!

©Alina Jacobs